Nikon 400mm f2.8 ED VR

Nikon 400mm f2.8 ED VR Testbericht

Es ist wohl der Traum eines jeden (Nikon-) Fotografen. Einmal eine Linse wie das Nikon 400mm f2.8 ED VR sein eigen nennen zu dürfen.

Ein Traum, der wohl selten in Erfüllung geht, kostet dieses Objektiv doch immerhin zwischen 6.000 und 12.000 Euro. Da kommen ganz von allein die Zweifel auf, ob der Nutzen den Preis wirklich rechtfertigt, insbesondere, wenn das Objektiv nur hobbymäßig in Verwendung wäre.

Diesen Zweifel hatte auch ich sehr lange und war ich einmal der Meinung das Geld ists wert, schüttelte mein Konto energisch den Kopf.

Vor drei Jahren war es dann allerdings soweit: ich war gerade finanziell gut aufgestellt (Weihnachtsgeld und Autoverkauf sei Dank) und war beim Surfen auf dem Handy auf ein gebrauchtes Nikon 400mm f2.8 ED VR gestoßen.

Nachdem ich zwei Tage mit mir gerungen hatte fiel im Ikearestaurant in Salzburg (Der Ikeaeffekt: du kaufst lauter Zeug, dass du eigentlich nicht wirklich brauchst) schließlich die Entscheidung und damit auch mein Finger auf den „Sofort kaufen“ Button in Ebay. Herzrasen inklusive.

Preis: 5850€

Überraschenderweise konnte ich mich die folgenden Tage davon abhalten, den Verkäufer zu kontaktieren um die Bestellung zu stornieren und so klingelte nach wenigen Tagen die Post an meiner Tür und übergab mir ein ziemlich großes Paket.

Pures Glück

Das Auspacken war erwartungsgemäß wie Weihnachten, nur besser. Nach dem öffnen des Kartons kam eine Art langer, großer Rucksack zum Vorschein – wie mir kurz darauf bewusst wurde handelte es sich dabei um die „Objektivtasche“.

Wenn ich sage Rucksack, dann meine ich es tatsächlich auch so. Diese Tasche ist höher und fast so breit wie der Rucksack, in welchem ich mein restliches Equipment ganz gut unterbringe.

Aber vorerst genug dazu. Die Tasche lässt sich über zwei Reißverschlüsse zur Hälfte öffnen und gab damit den Blick auf das Objektiv frei. Dieses war zusätzlich noch mit Klettverschlüssen in der Tasche fixiert, warum weiß ich auch nicht, es ist nämlich so schon extrem schwer das Objektiv aus der Tasche zu bekommen, weil diese im unteren Bereich schlicht zu dünn ist.

Nach ein wenig ziehen, wackeln und zerren hatte ich das Objektiv schließlich in den Händen – pures Glück. Was mir sofort auffiel: ich hatte noch nie ein derart gut verarbeitetes und wertiges Objektiv in den Händen (Sigma Art Objektive kommen dem allerdings sehr nahe). Allerdings gilt das auch für das Gewicht. Mit über 7kg war ich dann doch ganz froh, keine allzu schwache Armmuskulatur zu haben.

Dieses Bild gibt einen schönen Eindruck von der Größe des Objektivs

Erster Eindruck

Nach der Feststellung, dass das Objektiv ziemlich groß und schwer war, konnte ich mir das ganze nun endlich näher ansehen. Der Body ist fast komplett aus Metall gefertigt und ist damit ziemlich robust.

Der Fokusring ist gummiert und groß genug, um ihn von allen Seiten perfekt zu erreichen. Auch ist er wunderbar leichtgängig, was das manuelle Fokussieren sehr angenehm gestaltet.

Am schmalen Ende des Objektivs befindet sich ein kleiner Einschub, welcher durch betätigen einer druckempfindlichen Schraube herausgenommen werden kann. Hier lassen sich Filter einsetzen, was den Kauf von großen, teuren Filtern erübrigt (wenn es überhaupt Filter in dieser Größe gibt?).

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Des weiteren finden sich natürlich die gewohnten Schieberegler, über welche sich der Autofokus, der Nikon VR sowie die Fokusweite einstellen lassen. Zusätzlich finden sich am vorderen Teil des Objektivs noch einige Druckknöpfe, auf welchen sich bestimmte Fokuspunkte speichern lassen, was mir bisher allerdings noch nicht gelungen ist.

Die Linsen des Objektivs sind schlicht riesig und erklären das unglaubliche Gewicht von über 7kg ganz gut. Qualitativ wirken sie naturgemäß extrem hochwertig und liefern, wie ich feststellen durfte, superscharfe Fotos.

Zur Montage auf einem Stativ oder schlicht zum Transport, befindet sich natürlich auch eine ausreichend große Stativschelle am Objektiv, welche durch lockern über ein Rädchen auch rund um das Objektiv gedreht werden kann. Das Teil ist auch ohne Stativ zu 100% notwendig, um das Objektiv sicher tragen zu können.

Schlussendlich findet sich natürlich noch eine abnehmbare und schlicht riesige Sonnenblende in der Tasche. Diese lässt sich zum transport verkehrt über das Objektiv stülpen und nimmt damit kaum Platz ein. Montiert verlängert die Sonnenblende das Objektiv nochmals fast um die Hälfte und verleiht ihm schlicht das Aussehen einer Bazooka (im positiven Sinne 😉 ).

Einziges Bedenken bei der Sonnenblende: Sie ist aus Carbon und damit sehr teuer zu ersetzen. Neu kostet allein die Blende dann gern mal um die 500-600€.

Die ersten Tests

Das Objektiv ist, wie die meisten, im Großen und Ganzen in der Bedienung ziemlich selbsterklärend. Einmal an meine D750 montiert (oder umgekehrt? Die Kamera wirkt am Objektiv doch seeehr klein), kann es direkt losgehen.

Und die Ergebnisse hauen einen schlichtweg um. Ohne großen Aufwand liefert die Linse bereits umwerfende Bilder im Bezug auf die Schärfentiefe und den Bildeindruck. Gibt man sich dazu dann noch Mühe und wählt die richtigen Einstellungen, ist man im Foto-Himmel angekommen.

Robbenbaby in Namibia. Freihändig.

Und nein, ich übertreibe hier nicht. Der Fokus ist rasend schnell, die Lichtstärke eröffnet viele Möglichkeiten und die Schärfe ist schlicht der Hammer. Selbst in der Abenddämmerung sind gute Fotos noch sehr lange möglich, und erst kurz bevor es wirklich dunkel wird, muss die ISO merkbar erhöht werden.

Alles einfach nur perfekt? Also ein NoBrainer?

Jein. Das Objektiv ist schlicht der Hammer, das ist eine Tatsache. Ein riesengroßes Manko hat es allerdings wie bereits erwähnt, und das ist das Gewicht.

Fällt das wirklich so sehr ins Gewicht (sorry für das grottenschlechte Wortspiel 😀 )? – Ja, das tut es leider ganz klar.

Durch die doch sehr schweren 7kg fällt das Tragen sehr schnell zur Last, wenn auch die Stativschelle einen guten Henkel darstellt. Nutzt man z.B. einen Sniper Strap (Amazon), ist eine verspannte und schmerzende Schulter am Abend vorprogrammiert.

Wer gern wandern geht, der überlegt sich daher zweimal ob er das Objektiv mitschleppt, oder ob es doch wieder das kleinere Modell wird. Ein Beispiel von mir: Ich bin dazu übergegangen im (z.B.:) Zoo einen Bollerwagen zu nutzen um das Objektiv zu transportieren.

Dieses Objektiv erfordert damit also eines ganz besonders: Wille und Ehrgeiz. Anderenfalls verstaubt es unter dem Schreibtisch.

Eine kleine Randnotiz noch: Fliegen gestaltet sich mit diesem Objektiv ebenfalls sehr schwer. Warum? Weil das Handgepäck meist auf 7-8 kg beschränkt ist und das Objektiv + Tasche damit oft schon zu schwer ist. (Bisher hatte ich hier aber Glück).

Der WTF Faktor

Was mir beim Gebrauch von diesem Objektiv auch schnell aufgefallen ist: Ich rede viel öfter mit anderen Fotografen, aber auch mit „normalen“ Passanten.

Baut man das Objektiv beispielsweise im Zoo auf, dauert es maximal zwei Minuten bis die ersten Fragen und Bewunderungen einen erreichen. Lustig ist es allerdings auch, zu beobachten, wie sich im vorbeigehen schon alle Blicke nach einem wenden und leise gefülstert wird. Wer also gerne im Mittelpunkt steht landet hier als kleinen Bonus auch einen Volltreffer.

Fazit – Ist ein leeres Konto gerechtfertigt?

Meinerseits kann ich sagen, ich habe den Kauf dieses Objektivs niemals bereut. Es gab Zeiten, in denen ich das Geld auch ganz gut anderwertig gebrauchen hätte können, allerdings hat immer die Liebe zur Fotografie gesiegt.

Allgemein gesprochen kann ich sagen: Jeder der bereit ist für gute Fotos auch wirklich zu „arbeiten“ und das Gewicht, sowie die Kosten gerne in Kauf nimmt, landet hier einen Volltreffer und wird mit Sicherheit nicht enttäuscht sein. Absolute Kaufempfehlung für Profis und im speziellen Afrikareisende 😉

Positiv

  • TOP Bildqualität
  • Schneller Autofokus
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Extrem lichtstark
  • Robust
  • Hoher WTF-Faktor

Negativ

  • Sehr teuer
  • Sehr schwer
  • Zu kleine Tragetasche

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Bewertung
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Autor
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User-Bewertung
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Hersteller
Nikon
Produkt
Nikon 400mm f2.8 ED VR
Preis
EUR 9.899

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