Das Sigma 70-200mm ist nun schon seit einigen Monaten Teil meiner Ausrüstung. Der Grund für die Anschaffung war simpel: Mein 50mm war mir sehr oft zu „kurz“ und mein 400mm zu „lang“. Ich habe zwar noch ein 70-300mm von Nikon, das hat allerdings vor einigen Jahren mein Bruder einem „Sturztest“ unterzogen, den es nicht ganz unbeschadet überstanden hat (Fokus bleibt regelmäßig stecken).
Nun Habe ich mich umgesehen und hatte bereits oft gehört, die 70-200mm Linsen seien echte allrounder und auch genial für Portraits geeignet. Nach einigen Rechercen waren dann drei Objektive in der engeren Auswahl:
- Nikkor 70-200mm 1:2,8G ED VR II
- Tamron 70-200mm F2.8 DG OS HSM
- Tamron SP 70-200mm f/2.8 Di VC USD G2
Das Nikon hat sich allerdings nicht allzulang in dieser Auswahl gehalten, da ich sehr viele Tests gefunden habe, die berichten, dass diese Linse tatsächlich nicht ganz die Leistung bringt, wie die der Konkurrenz. Abgesehen davon ist der Preis, den Nikon dafür ausruft, schlicht absurd hoch.
Blieben nur noch das Tamron und das Sigma, welche sich laut Tests sehr ähneln. Also war schlussendlich der Preis entscheidend und so wurde es das Tamron 70-200mm, obwohl das Sigma doch deutlich schöner und hochwertiger aussieht – aber das war mir keine 400€ extra wert.
Gute Wahl?
Was soll ich sagen, das Objektiv hatte ich nach kurzer Zeit in meinen Händen und bin direkt losgezogen um es zu testen. Und ich kann sagen, ich war begeistert und bin es noch immer. Die Linse liefert gestochen scharfe Bilder, schlechte Lichtverhältnisse (Abenddämmerung) machen dem Objektiv auch nichts aus und der Verwacklungsschutz (VR) ist schlicht DER WAHNSINN.
Ich finde sogar, dass der VR von Nikon dem von Tamron bei weitem unterlegen ist. Fokussiere ich mit meinem Nikon 400mm 2.8 (über 5000€!) und stoße nur leicht an die Kamera, wackelt trotz VR das Bild sichtlich. Fokussiere ich allerdings mit dem Tamron 70-300mm, kann ich (in maßen) wackeln wie ich will, das Bild rührt sich keinen Millimeter – es ist wie eingefrohren. Das macht das Fotografieren aus der Hand zu einem Kinderspiel, denn selbst da, friert das Bild einfach ein wenn man fokussiert (im positiven Sinne!).
Auch der Autofokus kann absolut mit dem der Nikon Topmodelle mithalten und ist wunderbar ruhig. Selbst bei aufkommender Dunkelheit, trifft der Fokus fast immer sein Ziel.
Alles Positiv?
Leider nein. Einen extremen Nachteil hat diese Linse leider im Gepäck. Und der ist auf die Unfähigkeit seiner Designer zurückzuführen. Diese haben dieses Objektiv nämlich offensichtlich ausschließlich auf dem Stativ getestet, nicht aber unter Realen bedingungen. Das hat dazu geführt, dass man die Schalter am Objektiv just auf die (von der Kamera aus betrachtet) linken Seite des Objektivs angebracht hat, und das noch dazu in längsrichtung.
Klingt jetzt nach einem banalen Manko, ist aber ein extremes Problem, sobald man einen Sniper Strap einsetzt, oder das Obektiv anderwertig an der Seite trägt. Dann schwingt nämlich die Kamera + Linse leicht vor und zurück (beim gehen) und streift dabei immer wieder das Bein/die Hüfte. Durch die schlecht angebrachten Schalter werden diese dabei IMMER verschoben und deaktiviert.
Das Resultat: Schnelles feuern aus der Hüfte (Ein Vogel fliegt auf, etwas unerwartetes soll fotografiert werden) ist fast unmöglich, weil oft der Autofokus oder der Verwacklungsschutz durch die Reibung deaktiviert wurde. Ein absolutes NoGo!
Trotzdem kaufen?
Würde ich mich trotzdem wieder für die Linse entscheiden? Nun, das Sigma ist eindeutig schöner, hochwertiger und hat das beschriebene Problem mit den Schaltern nicht, aber 400€ extra ist mir das ganze dann doch nicht wert. Ich würde daher wiederum mit dem Tamron gehen und in den sauren Apfel beißen. Klar nervt es einen, die Kamera immer verkehrt herum tragen zu müssen, aber man spart doch gewaltig.
Daher also eine Kaufempfehlung, unter der Bedingung, dass Ihr damit umgehen könnt und ein Wink mit dem Zaunpfahl in richtung Tamron – behebt das bitte!
Sollten noch Fragen oder Anmerkungen auftauchen – ab in die Kommentare damit, oder schreibt mich direkt an!